Nachtaufnahmen bei der Fotoschule

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Bestaunst du auch manchmal diese perfekten Fotos von den erleuchteten Skylines der Metropolen dieser Welt und fragst dich, wie solche Bilder gelingen? Sind deine Nachtaufnahmen zu dunkel oder verwackelt und du bist regelmäßig am Verzweifeln, weil du das Bild nicht so hinkriegst wie du es dir vorgestellt hast?

Brauchst du Hilfe, um deine Skills zu verbessern, aber du kennst niemanden der dir weiterhelfen kann? Damit ist heute Schluss! Ich bin selbst ein riesiger Fan von Nachtaufnahmen und Langzeitbelichtungen. Daher dachte ich mir, ich packe mal all mein Wissen in einen Beitrag und erstelle ein kleines Nachtaufnahmen-Tutorial für dich.

Du wirst sehen, wenn du ein paar Grundregeln beachtest und dich ein wenig mit deiner Kamera beschäftigst, ist das alles nicht so schwer und auch dir werden bald atemberaubende Nachtaufnahmen und Langzeitbelichtungen gelingen!

In diesem Artikel gehen wir Schritt für Schritt alle Punkte durch, die du bei deinen Nachtaufnahmen beachten musst. Außerdem füge ich dir ein paar Fotos von Langzeitbelichtungen mit den wichtigsten EFIX-Daten in den Artikel ein, so dass du genau nachvollziehen kannst welche Einstellungen ich bei meinen Nachtaufnahmen verwendet habe. Am Schluss gibt’s außerdem noch ein paar Tipps zur Bildbearbeitung!

So gelingen dir spektakuläre Langzeitbelichtungen bei Nacht

Die richtige Kamerausrüstung für Nachtaufnahmen

Kameraempfehlung für Langzeitbelichtungen

Das Wichtigste für eine gelungene Nachtaufnahme ist deine Fotoausrüstung. Das heißt nicht, dass du eine sündteure Spiegelreflexkamera dein Eigen nennen musst, auch Kompaktkameras können mittlerweile tolle Fotos machen, allerdings sollten sich die wichtigsten Werte wie Blende, ISO und Verschlusszeit manuell einstellen lassen.

Nur auf das Handy solltest du dich bei Nachtaufnahmen nicht verlassen. Abgesehen davon, dass sich meistens keine manuellen Einstellungen vornehmen lassen, ist der Sensor zu klein und die Bilder werden nach der Aufnahme stark komprimiert. Daher ist dein Smartphone für qualitative Nachtaufnahmen ungeeignet.

Ich selber fotografierte früher mit einer Nikon D7100 digitalen Spiegelreflexkamera. Es handelt sich dabei um eine hochwertige Kamera mit APS-C-Sensor, die sich an fortgeschrittene Amateurfotografen wendet. Wenn dein Budget bei etwa 1000 € liegt, kann ich dir diese Kamera bzw. ihren Nachfolger die Nikon D7200* nur wärmstens empfehlen. Mittlerweile bin ich auf die Vollformatkamera Nikon D750* umgestiegen, die vor allem mit ihrem großartigen Rauschverhalten und einem deutlich schnelleren Autofokus punktet.

Solltest du auf der Suche nach einer kleineren Systemkamera sein, schau dir die Sony Alpha* Reihe oder die neue Nikon Z50* an. Ich habe persönlich wenig Erfahrung mit spiegellosen Systemen, aber viele andere Reiseblogger schwören mittlerweile auf Systemkameras und die Fotos sind sehr überzeugend.

Meine persönliche Kamera-Empfehlung:

Objektiv für Nachtaufnahmen

Welches Objektiv das richtige für deine persönlichen Bedürfnisse ist, hängt ein wenig vom Einsatzzweck ab. Wer Skylines oder ganze Gebäude auf das Bild bannen möchte, wird eher zu einem weitwinkeligen Objektiv greifen, ein Fotograf, der sich für Details interessiert, vielleicht eher zu einer Festbrennweite. Ich persönlich nutze für 90% meiner Nachtaufnahmen auf der APS-C Kamera meinen Standardzoom 16-85 mm (Nachfolger Nikon 16-80 mm*) bzw. das Nikon 24-70 mm* auf der Vollformat-Kamera. Für Gebäude oder auch Astrofotografie greife ich am liebsten zu meinem Weitwinkelobjektiv von Tokina* (11-16 mm, APS-C) oder dem Nikon 14-24 mm*, Vollformat.

Lesetipp: “Unsere Fotoausrüstung auf Reisen” durch. Falls du auf der Suche nach einem neuen Objektiv bist, findest du in dem Artikel “Welches Kameraobjektiv soll ich kaufen?” eine umfassende Objektiv-Kaufberatung. Einen Überblick über die verschiedenen Kameratypen und ihre Vor- und Nachteile gebe ich dir in meiner großen Wenn du mehr über unsere Kameraausrüstung erfahren möchtest, lies dir doch unseren Artikeldurch. Falls du auf der Suche nach einem neuen Objektiv bist, findest du in dem Artikeleine umfassende Objektiv-Kaufberatung. Einen Überblick über die verschiedenen Kameratypen und ihre Vor- und Nachteile gebe ich dir in meiner großen Kamera Kaufberatung

Stativ: Unverzichbares Zubehör beim Fotografieren in der Nacht

Für eine perfekte Nachaufnahme brauchst du außerdem ein Stativ. Da du, je nach Motiv, mehrere Sekunden bis zu mehreren Minuten belichten musst, solltest du deine Kamera fest fixieren, um Unschärfe zu vermeiden. Als Faustregel gilt, dass man freihändig bis zu einer Belichtungszeit von 1/60, Profis eventuell bis zu 1/40 verwacklungsfrei fotografieren kann, abhängig auch von Objektiv (mit oder ohne Bildstabilisator) und Brennweite. Je größer deine Brennweite, desto kürzer solltest du belichten, empfohlen wird immer mindestens der Umkehrwert der Brennweite, also bei 200 mm 1/200 Sekunde oder bei 500 mm 1/500 Sekunde.

Ein Stativ eignet sich natürlich am besten, um deine Kamera sicher zu fixieren. Alternativ kannst du aber auch Betonblöcke, Bänke, Reiseführer, Rucksäcke, Müllcontainer oder ähnliches zweckentfremden. Hauptsache, deine Kamera steht sicher und ist vor Erschütterungen geschützt.

An manchen Locations – wie zum Beispiel dem Top of the Rocks Observatory in New York – ist so eine Improvisation auch notwendig, da Stative nicht erlaubt sind. Ein Bohnensack* oder ein Gorilla-Pod* bieten sich als Alternative an!

Bei der Wahl deines Stativs solltest du auf die Qualität achten und lieber etwas mehr Geld in die Hand nehmen. Es gibt zahlreiche Stative um wenig Geld- ich habe selber jahrelang mit so einem fotografiert – aber diese sind meist unhandlich und außerdem wenig stabil. Nicht gerade förderlich für die Qualität deiner Bilder und auch nicht für die Sicherheit deiner Kamera!

Leider sind qualitativ hochwertige Stative nicht nur teuer, sondern auch sehr schwer. Auf Reisen natürlich ein No-Go, besonders wenn man auf das Gewicht seines Gepäcks achten muss, sei es, weil man als Backpacker unterwegs ist, oder gar nur mit Handgepäck reist. Aber auch beim Stadtspaziergang daheim möchte man ja nicht unbedingt mehrere Kilo an Stativ rumschleppen.

Nachdem ich mir auch kein riesiges Stativ-Monstrum anschaffen wollte, habe ich mich nach Alternativen umgesehen und bin ich mittlerweile beim Compact Traveller von Rollei* angekommen. Es überzeugt nicht nur durch sein kompaktes Packmaß (32 cm!), sondern auch durch qualitative Verarbeitung und Stabilität. Das Stativ ermöglicht dir dank des 360° Panorama-Kugelkopfs auch einfache Aufnahmen im Hochformat. Und das bei einem Gewicht von weniger als 1000 g! Für mich der ideale Reise- aber auch Alltagsbegleiter.

Meine Stativ-Empfehlung auf Reisen:

Fernauslöser

Ein drittes Utensil, das du dir für Nachtaufnahmen zulegen solltest, ist ein Fernauslöser für deine Kamera. Wie bereits oben erwähnt ist es wichtig, jegliche Erschütterung von deiner Kamera fernzuhalten, wenn du eine Langzeitbelichtung durchführst. Viele Leute vergessen dabei, dass auch das Drücken des Auslösers kleine Vibrationen verursacht, die sich negativ auf die Bildqualität auswirken können.

Um das zu vermeiden gibt es Fernauslöser. Diese gibt es als klassische Variante mit Kabel, die direkt mit dem Micro-USB Eingang deiner Kamera verbunden wird oder als Funkfernbedienung. Was du bevorzugst, hängt von deinem Geschmack ab. Ich selber habe ein ziemlich günstiges Teil mit Kabel*, da ich der Meinung bin, dass Kabelauslöser zuverlässiger sind. Ich kenne aber viele Leute, die einen einfachen Funkauslöser haben und damit sehr zufrieden sind.

Vor allem, wenn du selber im Bild sein willst oder mit Light Painting experimentierst, wirst du wahrscheinlich mit der Funkvariante glücklicher sein.

Wenn du keinen Fernauslöser hast, kannst du alternativ auch die Selbstauslöser-Funktion deiner Kamera verwenden. Stelle aber sicher, dass du das nervige Piepen abstellst, vor allem, wenn du nicht alleine auf deinem Fotospot bist!

Ersatzakkus

Nachtaufnahmen sind Akkufresser. Falls du also einen Nachtspaziergang planst und viele Langzeitbelichtungen machen willst, solltest du einen Ersatzakku dabei haben. Ganz besonders, wenn es draußen kalt ist! Die Lebensdauer des Akkus meiner Nikon Spiegelreflexkamera ist zwar wirklich erstaunlich, doch bei Langzeitbelichtungen schrumpft die Kapazität sichtbar schnell. Um zu vermeiden, dass du mit einem leeren Akku vor einem perfekten Motiv stehst, solltest du immer einen Ersatzakku dabeihaben.

Ich persönlich setze übrigens – frei nach dem Motto “Wer billig kauft, kauft teuer” – immer auf Originalakkus. Diese sind teuer – der für meine Kamera passende Nikon-Akku* kostet um die 70 € – aber halten dafür lange, sowohl im Hinblick auf die Anzahl der Auslösungen pro Aufladung, als auch im Bezug auf die Lebensdauer.

Nachtaufnahmen-Tutorial: Das Motiv

Sobald du deine Ausrüstung beisammen hast, geht es um die Auswahl des richtigen Motivs. Gerade wenn man auf Reisen ist, weiß man oft nicht genau, wo sich die besten Fotospots befinden und welche Gebäude sich besonders gut für schöne Nachtaufnahmen eignen.

Hier sind Google und die Bildersuche deine besten Freunde! Wenn ich eine Reise in eine Stadt plane, von der ich weiß, dass sie eine schöne Skyline hat, google ich als erstes nach den besten Fotolocations. Mittlerweile gibt es auch schon eigene Webseiten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die besten Fotoorte der Welt zusammenzutragen. Auch Pinterest eignet sich wunderbar, um nach schönen Fotostandpunkten und lohnenswerten Motiven zu stöbern.

Das gleiche gilt für Instagram. Oft stolperst du so über Bilder von Orten, an die du sonst nie gedacht hättest. Via Instagram bin ich z.B. auf den grandiosen Aussichtspunkt in Ball’s Head in Sydney gestoßen. Niemals hätte ich mich sonst dort hinbegeben, um Fotos zu machen, wenn ich nicht dieses eine grenz-geniale Bild auf Instagram gesehen hätte.

Besonders hilfreich ist es natürlich auch, wenn du vor Ort Bekannte hast, die dir ihre absoluten Geheimtipps verraten und dich im besten Fall auch dorthin bringen können. Manche tollen Fotospots liegen deutlich abseits der klassischen Touristentrampelpfade und sind oft schwer öffentlich erreichbar.

Wenn du in Städten unterwegs bist, lohnt es sich auch oft, untertags die Augen offenzuhalten und nach geeigneten Motiven Ausschau zu halten. Wenn du dir nicht sicher bist, ob eine Gegend nachts sicher ist, frag in deinem Hotel oder Hostel nach, oder schau, dass du fotobegeisterte Mitreisende findest, die dich bei deinem Nachtaufnahmen-Abenteuer begleiten wollen!

Übrigens, erkundige dich vorab, wie es mit dem öffentlichen Nahverkehr zu später Stunde aussieht. Ich habe wegen meines Bilderwahns schon im Dunkeln durch einen Wald stolpern müssen (Neuseeland) und in Sydney die letzte Fähre verpasst, was – gemessen an der Distanz – die teuerste Taxifahrt meines Lebens zur Folge hatte.

In großen Städten sind die guten Fotospots übrigens meistens bekannt. Nicht selten wirst du dir deinen Aussichtspunkt mit anderen Fotobegeisterten teilen. Das kann im Übrigen ziemlich lehrreich sein und ich habe im Smalltalk mit meinen “Mit-Fotografen” schon oft den einen oder anderen guten Tipp bekommen!

Die Einstellungen für Nachtaufnahmen

Wenn du dein perfektes Motiv bzw. einen geeigneten Fotospot gefunden hast, geht es um die richtigen Kameraeinstellungen für die Nachtaufnahmen. Das ist wahrscheinlich der für dich interessanteste Teil des ganzen Artikels, aber ich muss gleich vorweg sagen, dass es dafür natürlich kein Patentrezept gibt. Die richtigen Kameraeinstellungen sind immer abhängig von Wetter, Uhrzeit, Motiv und natürlich der Kamera sowie dem Objektiv.

Was ich dir gleich vorab ans Herz legen kann ist: experimentiere und teste verschiedene Einstellungen durch. Mit der Zeit wirst du dir eine gewisse Erfahrung aneignen und abschätzen können, welche Einstellungen für eine bestimmte Lichtsituation notwendig sind. Es schadet jedoch nie, von einem Motiv mehrere Aufnahmen mit verschiedenen Belichtungszeiten und Blendenwerten zu machen. So stellst du sicher, dass ein gutes Foto dabei ist.

Übrigens solltest du auf die Automatik-Funktion deiner Kamera verzichten. Diese wird vermutlich versuchen zu blitzen, was bei einer Nachtaufnahme komplett sinnlos ist, es sei denn du möchtest eine Person vor der beleuchteten Kulisse fotografieren. Und selbst dann reicht der integrierte Blitz bei Weitem nicht aus.

Wenn du dich nicht über den manuellen Modus traust, empfehle ich dir die Zeitautomatik (“A”/”AV”), sprich du stellst die gewünschte Blende ein und die Kamera wählt automatisch die passende Belichtungszeit. Erfahrungsgemäß hat man aber die besten Ergebnisse mit dem manuellen Modus, in dem du sowohl Verschlusszeit, als auch Blende selbst auswählst. In grenzwertigen Belichtungssituationen versagt der interne Belichtungsmesser einer Kamera leider ziemlich oft, was sich direkt auf dein Ergebnis auswirkt.

Die Blende

Wenn du in der Zeitautomatik fotografierst, musst du den Blendenwert manuell einstellen. Generell regelt die Blende, wieviel Licht auf den Sensor fällt. Ist die Blende geschlossen (= großer Blendenwert z.B. 9 oder 11) fällt nur wenig Licht auf den Sensor, ist die Blende dagegen offen (=kleiner Blendenwert z.B. 2,8 oder 3,5), kommt viel Licht auf den Sensor. Außerdem hat die Blende auch noch Auswirkung auf die Tiefenschärfe.

Damit ist – kurz erklärt – gemeint, welche Teile des Bildes scharf abgebildet sind. Geringe Tiefenschärfe bedeutet, dass das Motiv scharf ist, aber der Hintergrund verschwommen, womit sich das Motiv vom Hintergrund abhebt. Dieser Effekt ist besonders bei Portraits sehr erwünscht, weniger jedoch bei Landschafts– oder Architekturaufnahmen. Dort wollen wir eine große Tiefenschärfe, damit das gesamte Bild bis zum Horizont und in die Ecken scharf ist. Das gleiche gilt für Nachtaufnahmen. Wenn du eine Skyline fotografierst, sollte das gesamte Bild so scharf wie möglich sein. Um das zu erreichen, musst du deine Blende schließen. Übertreiben solltest du allerdings auch nicht, da ab einem gewissen Blendenwert tendenziell die Bildqualität leidet. Ich wähle daher meistens einen Wert zwischen 8 und 11, manchmal auch 13.

Die geschlossene Blende hat noch einen weiteren Vorteil: ab einem Blendenwert von ca. 8 oder 9, verwandeln sich runde Lichtquellen auf dem Bild in Sterne. Je weiter die Blende geschlossen wird, desto stärker ausgeprägt sind normalerweise die Blendensterne. Diesen Effekt sehr ihr am Bild oben aus Miami und bei der Aufnahme im nächsten Abschnitt aus Sydney. Dank der geschlossenen Blende und der langen Belichtungszeit erscheinen die Laternen wie kleine Sterne.

Die Belichtungszeit

Wenn du in der Zeitautomatik “A” fotografierst, wählt deine Kamera theoretisch automatisch die richtige Belichtungszeit. Es kann jedoch sein, dass der interne Belichtungsmesser bei Nachtaufnahmen an seine Grenzen stößt und entweder eine falsche (meistens zu kurze) Zeit gewählt wird, oder überhaupt die Meldung kommt, dass es zu dunkel ist und die Kamera keine passende Belichtungszeit ausgeben kann. Dann solltest du in den manuellen Modus “M” schalten, wo du auch die Belichtungszeit manuell bestimmen kannst. Manueller Modus mag abschreckend klingen, aber es ist leichter als man denkt. Außerdem befinden wir uns im Zeitalter der digitalen Bilder – wenn das Ergebnis komplett daneben liegt, dann löschst du es einfach!

Prinzipiell spricht aber nichts dagegen, die ersten Bilder mit den von der Kamera ausgespuckten Werten zu machen. Danach kann man immer noch den Modus wechseln und Adjustierungen vornehmen. Fakt ist für Nachtaufnahmen mit wenig Umgebungslicht benötigst du lange Belichtungszeiten. Wie lang, das hängt von der Beleuchtung des Motivs, dem vorhandenen Licht und der gewünschten Atmosphäre im Foto ab. Wie lange das Licht in deiner konkreten Fotosituation auf den Sensor fallen muss, um ein korrekt belichtetes Bild zu erhalten, musst du ausprobieren.

Um Feuerwerke zu fotografieren reichen oftmals schon kurze Verschlusszeiten von ein paar Sekunden. Eine Skyline oder ein schwach beleuchtetes Gebäude benötigen oft 30 Sekunden oder sogar mehr.

Der ISO-Wert

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die ISO. Der ISO-Wert bestimmt die Lichtempfindlichkeit des Bildsensors. Je höher der ISO-Wert, desto weniger Licht wird benötigt, um das Bild korrekt zu belichten. Klingt super, hat aber auch Nachteile. Ein hoher ISO-Wert hat meistens Bildrauschen zur Folge, damit sind körnige Ausprägungen gemeint, die vor allem auf große dunklen Flächen hervortreten. Das Bild wirkt im Gesamten kontrastärmer und weniger scharf. Je nach Kameramodell ist das Rauschen stärker oder schwächer ausgeprägt. Je größer der Sensor, desto mehr Spielraum hat man normalerweise bei der ISO, was ein Grund ist, warum Vollformat-Kameras hier im Vorteil sind. Hier kann man auch noch mit ISO-Werten jenseits der 2000 akzeptable Bildqualität erreichen.

Wie auch immer, das Ganze hier soll ja nicht zu technisch werden. Merke dir einfach, dass du bei Nachtaufnahmen den ISO-Wert im Sinne der Bildqualität im besten Fall immer auf dem niedrigst möglichen Wert – meistens ist das ISO 100 – lässt. Das fehlende Licht kompensierst du dann sowieso mit der Belichtungszeit. Die ISO-Automatik solltest du bei Nachtaufnahmen deaktivieren.

Die BULB-Funktion

Bei normalen Spiegelreflex-Kameras kannst du bis zu 30 Sekunden über den normalen Auslöser bzw. den Selbstauslöser belichten. Möchtest du Belichtungszeiten jenseits der 30 Sekunden realisieren, brauchst du unbedingt einen Fernauslöser. So kannst du auslösen, einrasten und dann das Bild beliebig lang belichten, minutenlang, im Grunde sogar stundenlang. (Achtung Akku!) Solltest du so einen günstigen Auslöser wie ich benutzen, oder einen einfachen Funkauslöser, brauchst du noch ein Handy oder eine Stoppuhr, um die Zeit zu messen!

Ich muss gestehen, ich nutze die Bulb-Funktion selten. Manchmal kann man damit aber ziemlich coole Effekte generieren, z.B. Wasserflächen glätten oder einen Wischeffekt bei Wolken erzielen. Auch wenn es sehr dunkel ist, machen Belichtungszeiten von mehr als 30 Sekunden natürlich Sinn! Probiere es einfach aus und taste dich heran!

Das Bild oben zeigt ein Beispiel einer ultralangen Belichtung, um die Wolken zu verwischen. Um dieses Bild realisieren zu können, musste ich zusätzlich einen Graufilter verwenden, um das Bild entsprechend abzudunkeln. (Sonst wäre das Foto bei 112 Sekunden Belichtungszeit stark überbelichtet gewesen, da es draußen noch nicht richtig dunkel war)

Weitere Tipps für Nachtaufnahmen

Wenn du den Artikel bis jetzt durchgearbeitet hast, solltest du schon ziemlich gut für deine zukünftigen Nachtaufnahmen gerüstet sein . Jetzt möchte ich dir noch ein paar Spezialtipps geben, die noch mehr dazu beitragen können, dass deine Fotos perfekt gelingen!

Schalte den Bildstablisator am Objektiv (Nikon “VR”, Canon “IS”, Sony OSS) aus, wenn deine Kamera auf dem Stativ befestigt ist. Der Bildstabilisator ist grundsätzlich eine feine Sache, am Stativ kann er jedoch mit Schuld daran sein, dass deine Bilder nicht ganz scharf werden. Grund ist, dass der Stabilisator ständig versucht Kamerabewegungen auszugleichen. Wenn er nun eine Bewegung ausgleichen möchte, die es gar nicht gibt, kann das Verwacklungsunschärfe zur Folge haben!

am Objektiv (Nikon “VR”, Canon “IS”, Sony OSS) aus, wenn deine Kamera auf dem Stativ befestigt ist. Der Bildstabilisator ist grundsätzlich eine feine Sache, am Stativ kann er jedoch mit Schuld daran sein, dass deine Bilder nicht ganz scharf werden. Grund ist, dass der Stabilisator ständig versucht Kamerabewegungen auszugleichen. Wenn er nun eine Bewegung ausgleichen möchte, die es gar nicht gibt, kann das Verwacklungsunschärfe zur Folge haben! Verwende die Okkularabdeckung. Ich persönlich mache das eigentlich nie, aber wenn du ganz sicher gehen möchtest, dass deine Fotos perfekt werden und du alle Unsicherheitsfaktoren ausschalten möchtest, kannst du die Okkularabdeckung – ein kleines schwarzes Gummiteil, das man in das Okular (dort wo du durchguckst) stecken kann- verwenden, um Streulichteinfall zu vermeiden.

Aktiviere die Spiegelvorauslösung. Zusätzlich kannst du die Spiegelvorauslösung aktivieren, damit soll verhindert werden, dass es durch das Hochklappen des Spiegels zu Verwacklungsunschärfen kommt. Wie du das bei deiner Kamera aktivierst, entnimmst du am besten dem Handbuch. Wie gesagt, ich benutze beides eigentlich nicht und hätte jetzt keine negativen Effekte auf meinen Bildern festgestellt. Vermutlich bewegen sich die Abweichungen im mikroskopisch kleinen Bereich, der mit freiem Auge gar nicht wahrnehmbar ist.

Mach dich auf die Suche nach außergewöhnlichen Motiven! Bei Nachtaufnahmen eignen sich dazu am besten Reflexionen oder Spiegelungen. Nutze natürliche Quellen, wie einen Teich oder eine Pfütze, um tolle Effekte zu erzielen! Ein ziemlich geniales Stilmittel sind auch die Lichtspuren von Autos und anderen Verkehrsmitteln. So wird aus einem langweiligen Bild schnell ein echter Eyecatcher!

Warte nicht immer darauf, dass es stockdunkel wird. Die schönsten Bilder entstehen meiner Meinung nach in der sogenannten “Blauen Stunde”, das ist die Stunde nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang, wenn der Himmel noch nicht ganz schwarz ist, sondern eben dunkelblau. Wenn du die Bilder in diesem Beitrag genau betrachtest wirst du sehen, dass viele davon in der blauen Stunde entstanden ist!

Bildbearbeitung von Nachtaufnahmen in Lightroom

Mit den oben genannten Tipps solltest du eigentlich alle Informationen beisammen haben, um tolle Nachtaufnahmen schießen zu können. Wer noch mehr möchte, muss sich auch mit dem Thema Bildbearbeitung auseinandersetzen und am besten im RAW- Format fotografieren. RAW-Format bedeutet Rohdaten; anders als bei einem JPEG, das bereits in der Kamera optimiert und komprimiert wird, enthält eine RAW-Datei alle relevanten Daten direkt vom Sensor. Es entspricht also quasi einem Negativ bei der Analog-Fotografie.

Ich fotografiere mittlerweile fast alles im RAW-Format und verlasse mich nur noch bei Schnappschüssen auf das gute alte JPEG. Trotzdem bin ich der Meinung, dass JPEG grundsätzlich für die Mehrheit der Hobbyfotografen ausreicht, vor allem, weil die RAW-Fotografie schon ein beachtliches Arbeitsvolumen zur Folge hat. Fotografierst du in RAW, muss quasi jedes Bild zumindest einen standardmäßigen Bearbeitungsprozess durchlaufen. Das ersparst du dir, wenn du JPEG wählst, denn hier durchläuft das Bild diesen Prozess schon in der Kamera und wird optimiert ausgespuckt.

Gerade bei Nachtaufnahmen kann RAW aber von Vorteil sind. Mit einem Bildbearbeitungsprogramm wie Adobe Lightroom kannst du hier richtig viel herausholen und sogar kleinere Belichtungsfehler (1,2 Blendenstufen) ohne Probleme und Auswirkungen auf die Qualität korrigieren.

Mein Nachbearbeitungs Workflow im Detail:

Weißabgleich– hier strebe ich immer ein möglichst natürliches Ergebnis an. Bei Nachtaufnahmen ist das zumeist ein relativ kühler Weißabgleich, da die Bilder sonst gelbstichtig werden (ca. 3800 “Leuchtstoffröhre”) Wirkt das Bild zu kalt, schiebe den Regler weiter nach rechts.

Tonwert: hier kannst du die Belichtung korregieren und den Kontrast anpassen. Generell hebe ich den Kontrast meistens etwas an und nehme bei Nachtaufnahmen von Städten häufig die Lichter raus, damit das Bild nicht so überstrahlt wird. Oft bis -80 oder mehr, spiel dich einfach mit dem Regler und schaue wie es sich auf das Bild auswirkt. Meistens muss man auch die Tiefen etwas anheben, um die dunklen Bereiche im Bild aufzuhellen. Aber Vorsicht, nicht zu stark, sonst rauscht es im Bild. Ich gehe meistens nicht über einen Wert von 40, eher deutlich darunter.

Klarheit und Sättigung: Bei Architekturaufnahmen kannst du ruhig ein bisschen am Klarheitsregler drehen, ein Wert von 20-30 lässt das Bild strukturierter wirken und erhöht den Schärfeeindruck. Bei der Sättigung nicht übertreiben, sonst wirkt das Bild schnell unnatürlich. Werte rund um 10 haben sich bewährt, sollte das Bild sehr farblos sein, geht auch etwas mehr. Alternativ nutzt du den Dynamikregler, der sich nur auf die gering gesättigten Farbtöne auswirkt und somit dezenter wirkt.

Details: Hier kannst du das Bild schärfen. Ich nehme hier als Grundeinstellung meist einen Wert um die 50 und maskiere 90%. So werden nur die Konturen geschärft, was ein natürlicheres Ergebnis zur Folge hat!

Objektivkorrekturen: hier aktiviere ich die Profilkorrekturen und korrigiere stürzende Linien mittles der autmatischen “Upright” Korrektur. In 95% der Fälle gibt das ein zufriedenstellendes Ergebnis. Wenn nicht, musst du dich manuell spielen, um den Blickwinkel zu korrigieren (Unterpunkt “Manuell”).

Kamerakalibrierung: hier kannst du noch verschiedene “Vorlagen” aus deiner Kamera testen. Bei Nikon ist das z.B. “Camera Landscape” für sehr kontrastreiche, satte Landschaftsaufnahmen oder “Camera Portrait” für natürliche Portraits. Am Ende ist es Geschmackssache, für was man sich entscheidet. Probier einfach aus, was dir am besten gefällt oder wie dein Bild am natürlichsten bzw. möglichst realistisch wirkt. Ich persönlich bleibe meistens bei “Adobe Standard” oder “Camera Standard”.

Übrigens: ich bin ein Fan von möglichst natürlichen und realitätsnahen Bildern. Andere Fotografen bearbeiten möglicherweise viel stärker, um besonders dramatische Effekte zu erzielen. Am Ende ist auch die Bildbearbeitung Geschmacksache. Wenn du eine RAW-Datei an 10 verschiedene Fotografen schickst, wirst du mit ziemlicher Sicherheit auch 10 verschiedene Ergebnisse erhalten, weil jeder das Bild anders interpretiert! Das wichtigste ist aber sowieso, dass am Ende dir persönlich dein Bild gefällt!

Ich hoffe, dass ich dir mit meinen Tipps und meinem kleinen Nachtaufnahmen-Tutorial ein paar hilfreiche Inputs geben konnte. Wenn du noch Ideen oder Tricks hast, wie man nachts tolle Fotos schießen kann und das Beste aus Langzeitbelichtungen herausholt, hinterlasse mir doch bitte ein Kommentar!

Das optimale Objektiv für Nachtaufnahmen

So wählst du das optimale Objektiv für Nachtaufnahmen aus.

Erfahre, was ein Objektiv für Nachtaufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen auszeichnet.

Was macht ein gutes Objektiv für Nachtaufnahmen aus?

Bei Nachtaufnahmen geht es darum, möglichst viel Licht zu erfassen. Daher benötigest du ein Objektiv mit großer Blendenöffnung.

Die Blendenöffnung gibt an, wie weit der Verschluss deines Objektivs geöffnet oder geschlossen ist. Je weiter er geöffnet ist, desto mehr Licht kann eindringen. Die meisten Fotografinnen und Fotografen bevorzugen für Nachtaufnahmen ein Objektiv mit der Blendenzahl f/2,8 oder niedriger (größere Öffnung). Dadurch wird viel mehr Licht durchgelassen als bei einem Objektiv mit der Blendenzahl 4 oder höher (kleinere Öffnung).

Du musst auch die Brennweite berücksichtigen, also die Vergrößerung des Objektivs. Bei Nachtaufnahmen geht es hauptsächlich darum, spektakuläre Landschaften oder den Nachthimmel zu fotografieren. Da das Motiv sehr groß ist, benötigest du ein Objektiv mit einer kurzen Brennweite, damit alles in das Bild passt.

Aufgrund der großen Blendenöffnung und der kurzen Brennweite bevorzugen die meisten Fotografinnen und Fotografen für Nachtaufnahmen ein 20-mm-Objektiv mit dem Blendenwert f/1,4.

Die Brennweite von 20 mm ist klein genug, um weite Aufnahmen zu erfassen, ohne einen unerwünschten Fischaugeneffekt zu erzeugen, und die extrem große Blendenöffnung von f/1,4 ermöglicht es dir, selbst in den dunkelsten Nächten zu fotografieren.

Letztlich kommt es auf die Blende an. Solange du sie weit genug öffnen kannst, um das Licht einzulassen, wählst du die Brennweite, die du für deine perfekte Aufnahme und künstlerische Vision benötigst. Optimale Ergebnisse erzielst du jedoch in der Regel mit einer Blendenzahl von f/2,8 oder einer noch größeren Öffnung.

Möchtest du mehr nützliche Tipps und Tricks zur Fotografie erhalten?

Erfahre, wie du mit Adobe Lightroom und Photoshop deine Nachtaufnahmen auf die nächste Stufe heben kannst.

Nachtaufnahmen bei der Fotoschule

Wenn Tante Gerti schon lange im Bettchen schlummert und von Rosinencremetörtchen träumt, schlägt Deine große Fotostunde:

Die Nachtaufnahme

(übrigens, gemeint ist in der Tat NICHT die Nacktaufnahme, auch wenn so mancher Surfer hier was Spezielles vermutet...)

Der Reiz von Nachtaufnahmen liegt in der ungewohnten Sicht, den Reflexen der Lichter und Spiegelungen, die im Tageslicht nicht erscheinen. Die Beleuchtung übernimmt Dein Motiv im Prinzip selbst. Leuchtreklamen, Laternen, Autos oder andere künstliche Lichter brennen sich in Deinen Bildsensor oder auf Deinen Film.

Die Anforderungen an Deine Kamera liegen hierfür etwas höher, als ich es sonst beschreibe. Es reicht nicht mehr aus, nur einen einfachen Fotoapparat zu benutzen, um überhaupt fotografieren zu können (nach der Devise: besser ein einfaches Schätzchen dabei, als die Super-Hyper-Kamera zu Hause im Schrank). Deine Kamera, egal ob Digital oder Analog, sollte mindestens eine Programmautomatik mit Steuerung langer Belichtungszeiten, idealerweise die Möglichkeit manueller Belichtungssteuerung bis in den Langzeitbereich aufweisen.

Aber was sind eigentlich –Lange Zeiten-?

Einzelheiten zum Thema Verschlußzeiten hast Du ja bereits gefunden, wenn Du Die Fotoschule als Buch seitenweise liest, ansonsten findest Du viele Tipps in meiner separaten Rubrik per Klick hier .

“Lange Verschlußzeiten” beginnen so etwa ab 1/30 sec und gehen bis in den Minutenbereich. Schließlich ist in der Nacht nur sehr wenig Licht für den Sensor vorhanden, darum muß es entsprechend länger darauf einwirken. Im Zusammenspiel mit der langen Verschlußzeit sind auf jeden Fall die Blende und das Stativ zu nennen. Die Blende als Steuerelement, wieviel Licht auf den Sensor fällt, solltest Du eher öffnen, um mehr Licht hindurch zu lassen. Schließen empfiehlt sich bei leistungsschwächeren Objektiven, die zum Überstrahlen und Verzeichnen neigen. Die kleinere Blendenöffnung erhöht die Schärfe und verringert die Fehlabbildungen Deiner Optik.

Allerdings werden die Verschlußzeiten dadurch noch länger.

Das Stativ ist unabdingbar, wenn Du ein gewisses Qualitätsniveau erreichen willst. Manche Fotografen mögen die Kamera noch bei 1/30 sec so ruhig halten, daß es zu keinen sichtbaren Verwackelungen kommt, die meisten schaffen das jedoch nicht.

Darunter, also noch längere Zeiten, ist eh Schicht.

Also Kamera auf´s Stativ, dann kann die Verschlußzeit so lang werden, wie sie will. Mit langen Verschlußzeiten lassen sich prima Wischeffekte erzeugen, Geschwindigkeit durch sich bewegende Motive darstellen und äußerst kreativ fotografisch gestalten. Da viele digitale Kameras echte Rauschwunder im negativen Sinne sind, empfiehlt sich hier die ISO- Einstellung auf den niedrigsten manuell einstellbaren Wert zu setzen (bei den meisten Kameras ist das vermutlich ISO 100). Die damit verbundene relative Lichtschwäche Deines Bildsensors kompensierst Du über das Stativ, durch die Möglichkeit längere Verschlußzeiten nutzen zu können.

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